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Von der Graswurzel bis ins EU-Parlament? MERA25 schafft es diesmal nicht

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Die Plakate von MERA25 fielen mit ineinander eingehakten Menschen mit Kufiye auf. Einen Sitz im EU-Parlament konnte die Partei nicht erringen. Pauline Roßbach hat die Spitzenkandidatin Karin de Rigo in Neukölln getroffen und mit ihr über den Weg von MERA25 von der Graswurzel-Bewegung bis hin zur Partei gesprochen. 

Ein politischer Sticker von MERA25 in Berlin. Foto: Julian von Bülow

Die Bewegung DIEM25 ist bereits 2019 zur Europawahl angetreten und hat damals kein Mandat gewonnen. Jetzt gibt es MERA25. Wie hängen die beiden zusammen?

DIEM25 wurde 2016 als paneuropäische Bewegung gegründet. Die Idee war die eines grassroot movements: In jeder Stadt zuerst lokale Gruppen aufbauen, dann nach oben. Nach einiger Zeit haben wir aber gemerkt, dass das nicht genug ist. Um einen Einfluss auf politischer Ebene zu haben, müssen wir auch in die Parlamente gehen. Und das nicht nur in Deutschland. 2018 gründete Yanis Varoufakis MERA25 in Griechenland. Dort war sie für vier Jahre im Parlament vertreten. 

Vor zwei Jahren gründete sich MERA25 in Deutschland. Auch in Italien nahm die Partei an der Wahl teil, allerdings in einer Koalition. DIEM25 ist bei der letzten Europawahl in einer Koalition mit dem Bündnis Demokratie in Bewegung angetreten. Mit diesem ersten Versuch in Deutschland hatten wir keine schlechten Ergebnisse. Jetzt bauen wir auf der Erfahrung auf.

Bei der Europawahl hat MERA25 keinen Sitz gewonnen, aber mehr Stimmen als die Letzte Generation. Beide verstehen sich auch als soziale Bewegung. Warum ist MERA25 weniger sichtbar? 

In den letzten sieben Wochen sind wir jede Woche bei den palästinasolidarischen Demonstrationen auf die Straße gegangen. Natürlich ist das Thema Palästina so polarisierend, dass andere Bündnisse, zum Beispiel Fridays for Future,  keinen Pali-Block erlauben. Von daher ist es schwierig für uns, mit ihnen zusammen zu demonstrieren, wenn sie nicht gegen den Genozid protestieren. Wir haben aber ein paar Mitglieder, die bei der Letzten Generation sind. Bis letztes Jahr waren wir noch sehr klein,  jetzt sehen wir, wie sich die Situation entwickelt: Wir werden sichtbarer, nicht nur in Berlin, sondern auch die lokalen Gruppen in anderen Städten. Wir wollen mehr Kooperationen mit anderen Gruppen aufbauen. Nicht nur zum Thema Palästina-Solidarität, sondern auch Menschenrechte, Migration, Klimawandel. Wir versuchen, uns zu vernetzen, denn wir müssen alle zusammen kämpfen.

Was unterscheidet MERA25 von anderen linken Parteien?

Das kommt darauf an, wen du als linke Partei betrachten willst. Die SPD ist das für mich nicht. Zum einen das Thema Palästina. Die Linke hat sich auf höheren Ebenen dazu nicht geäußert, nur kleinere Gruppen haben da etwas mehr Mut. Wir identifizieren uns als radikale und progressive Partei  – wir fordern eine Vergesellschaftung von Grundgütern und ein universelles Lebenseinkommen. Soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit, man kann das eine nicht ohne das andere betrachten. MERA25 tritt für Frieden ein und möchte aus der Nato austreten. Dazu gehört es, internationalistisch zu denken. Globale Krisen können nicht auf nationaler Ebene gelöst werden.

Was tut MERA25 für Studierende?

Ich kann mich an meine Mutter erinnern, die zu mir sagte: Du solltest studieren, damit du danach eine bessere Zukunft hast. Wir wollen uns deshalb auf langfristige Ziele konzentrieren und nicht nur kurzfristige Entscheidungen nach Bauchgefühl treffen. Studierende haben ihr ganzes Leben vor sich, und man muss sich entscheiden, wie man leben will. Nicht nur für unsere Zukunft, auch für die unserer Kinder und kommender Generationen. Finanzielle Sicherheit ist für Studierende wesentlich. Auch dafür fordern wir ein universelles Lebenseinkommen. Damit man die Auswahl haben kann und unabhängig ist.

Hast du dich schon im Studium politisch engagiert?

Nicht aktiv. Ich habe die Politik immer verfolgt und sie war auch in meiner Familie ein großes Thema. Danach bin ich in die Schweiz umgezogen, nicht gerade das beste Land, um sich für Europa zu engagieren. Als ich nach Berlin kam, war die Gelegenheit perfekt.


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