Warum soll Buffy als Metapher des studentischen Daseins verstanden werden? Wie Andrew aus der Folge Der Geschichtenerzähler es macht – gemütlich sitzend auf einem zwar alten, aber dennoch eleganten Sessel, neben der warmen und nostalgischen Atmosphäre eines Kaminfeuers – lädt euch Giuseppe Contrafatto ein, die Zusammenhänge zwischen der Vampirjägerin und unserem Studierendenalltag genauer unter die Lupe zu nehmen: „Come with me now, if you will, gentle viewers. Join me on a new voyage of the mind. A little tale I like to call: Buffy, Slayer of the Vampyrs“.

Vor achtundzwanzig Jahren, am 10. März 1997, erschien die erste Folge von Buffy – Im Bann der Dämonen. Viele Studierenden waren damals vermutlich zu jung oder sogar noch nicht auf der Welt, um sich daran erinnern zu können, wie signifikant der Wendepunkt war, den Buffy in der herkömmlichen Erzähltradition markierte. Nicht nur angesichts der Aspekte über die Jugendzeit, sondern vielmehr als eine kaleidoskopische Linse auf das Erwachsenwerden.
Die Neugeburt Buffys
Anfang Februar 2025 kam die lang ersehnte Nachricht: Sarah Michelle Gellar hat endlich einem neuen Sequel ihrer ikonischsten Rolle zugestimmt. Seit dem Ende des Spin-Offs Angel und verschiedener Projekte – zuletzt das Hörbuch Slayer: A Buffyverse Story – kehrt Buffy nun als Fernsehserie zurück. Die Aufregung der Fanbase ist demzufolge ziemlich hoch. Produziert wird das Sequel von Nora und Lilla Zuckerman (Poker Face 2023, Agents of S.H.I.E.L.D., 2016) sowie 20th Television. Die Verantwortung für die Umsetzung übernahm zudem die Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Chloé Zhao (Nomadland 2020). Laut der Website TVLine soll sich die Handlung auf die journey einer neuen Vampirjägerin namens Nova fokussieren. Nova soll 16 Jahre alt, klug und ein eher zurückgezogenes Mädchen sein.
Eine Initiationsgeschichte
Buffy war nie ein reines Teen-Drama. In der vierten Staffel schließt Buffy Summer die Highschool ab und fängt ihr Studium an der UC Sunnydale an. Damit wird die Serie nicht bloß zur Metapher für die Konflikte der Jugend, sondern ebenfalls für die Herausforderungen eines*r Zwanzigjährigen, der*ie plötzlich unabhängig von den Eltern eigene Entscheidungen treffen muss – ein Gefühl, das viele von uns Studierenden nur zu gut kennen.
Buffy Summer und ihre Freund*innen nach der Schule
Mit dem Beginn der Uni startet die Phase der Selbstfindung und der Verantwortung – für jede Figur auf ihre eigene Weise. Einer, der viel Stress durchlebte ist Xander. Aufgrund seiner schlechten Noten besucht Xander keine Uni, wie seine Freunden*innen. Dies verursacht in ihm zunächst einen tiefen depressiven Zustand, weil er sich von seinem neuen Leben überfordert fühlt. Und diese tiefe Niedergangsstimmung ihn schließlich zur Suche nach verschiedenen Tätigkeiten führte – bis hin zum Beruf des Bauleiters.
Neben Xander ist auch Willow mit einer neuen Lebensphase konfrontiert. Die schüchterne und kluge Freundin Buffys entdeckt allmählich ihre Homosexualität und nimmt eine intensive Beziehung mit ihrer Kommilitonin Tara auf.
Gleichermaßen muss sich Buffy mit der Entstehung einer höheren Verantwortung gegenüber der Welt und sich selbst auseinandersetzen. In der fünften Staffel taucht ihre Schwester Dawn auf – gespielt von der kürzlich verstorbenen Michelle Trachtenberg. Infolgedessen wird Buffy nicht nur zur Vampirjägerin, sondern auch zur Freundin, Studentin, Tochter und Schwester. Wegen dieses anspruchsvollen Alltags erlebt sie eine Überforderung, die schließlich zum Auslöser einer zukünftigen Lebenskrise wird. All diese exemplarischen Beispiele machen es für Studierende einfach, sich mit den Figuren aus dem Buffyverse zu identifizieren.
Beziehungen und Selbstentwicklung – typisch wie bei jedem Studierenden
Voll von Relevanz ist die erste Folge der vierten Staffel, denn sie thematisiert die psychische und physische Belastung der Protagonisten*innen während der Uni. Vor allem Buffy ist keine „normale“ Studentin. Ihre Pflichten bestehen aus drei Ebenen: der privaten, der gesellschaftlichen und der geheimen. Die ersten zwei kennen die meisten Studierenden. Zu der dritten Ebene gehört der Kampf gegen Vampire und Dämonen. Trotz dieser Zunahme an Anforderungen findet sie einen Partner: den charmanten Riley Finn, der ein unerwartetes Geheimnis verbirgt. Er ist Mitglied einer militärischen Organisation, die für das Einfangen und die Erforschung von Dämonen und Vampiren zu militärischen Zwecken zuständig ist. Die Autoren*innen schildern hier eine andere komplexe Seite des Erwachsenwerdens: Der Konsum von Substanzen. Riley wird von der Organisation mehr oder weniger bewusst durch Drogen manipuliert. Als er erfährt, dass Buffy eine Superheldin ist, wird sein Selbstwertgefühl tiefgreifend beeinträchtigt. Er kann nicht dulden, dass eine Frau stärker als er sein kann. Er fängt an, Medikamente zu missbrauchen und sucht gezielt Vampire auf, um sich von ihnen Blut aussaugen zu lassen. Sein Ziel dabei ist es, sich immer mehr den übernatürlichen Kräften anzunähern und sich Buffys Niveau anzupassen.
Offenbart dies bereits eine Metapher für „Alpha-Männer“, die stets an der Spitze stehen wollen und dabei ihre eigene Identität opfern, nur um mit einer ihnen überlegenen Kraft mithalten zu können?
Was Buffy für uns Studierende bedeutet
Buffy – Im Bann der Dämonen ist, wie gerade herausgeschält, ein sinnliches Mosaik aus Bezugnahmen auf das studentische Leben. Als großer Fan habe ich selbst immer davon geträumt, Vampir zu werden – keineswegs aus Unsicherheiten im Hinblick auf meine sogenannte Maskulinität. Lieber wollte ich ein ewiges Dasein, beziehungsweise eine Lebensweise vollständig umarmen, das von Freiheit, Kampf und Abwechslung geprägt ist, ähnlich wie bei den Figuren Spike und Angel. Buffy erschafft ein universelles Vorbild, das uns lehrt, die Erleuchtung aus Fehlern zu gewinnen und mit Resilienz die vom Leben auferlegten Widrigkeiten zu bewältigen. Deshalb ist ihr Modell für uns sowohl als Studierende als auch als Menschen aus verschiedenen Bereichen und Altersgruppen unerlässlich.
Eine Frage für die Leser*innen
Abschließend möchte ich einen Gedanken über das Sequel teilen: Wenn die Protagonistin Nova heißt und Buffy „nur“ eine Nebenrolle ist, sollte die Serie dann Nova oder Buffy heißen? Das Intro der Originalserie war für mich immer so energetisch und aufregend. Die Musik, der Schnitt und das Logo wirkten so rockig. Aus autoraler Sicht wird es daher anspruchsvoll sein, das Niveau der Vergangenheit zu erreichen. Angels Erfolg gibt mir jedoch Hoffnung, weil es seinen Autor*innen trotz der Differenzen (im Gegensatz zu Buffy war hier das Intro sanft und romantisch) gelungen ist, ein einschlägiges Produkt zu liefern.
Schaut euch die legendäre Szene von Andrew aus der Folge Der Geschichtenerzähler an!