Einmal pro Woche stellt das Studierendenwerk künstlerisch ambitionierten Studierenden einen Raum und ein Aktmodell zum freien Zeichnen zur Verfügung. Vic Schulte hat die Künstler*innen besucht.

Linda präsentiert ihre Zeichnungen. Foto: Vic Schulte
16 Teilnehmer*innen sitzen in einem großen Stuhlkreis um eine Decke, auf der ein Modell posiert. Es herrscht konzentriertes Schweigen, im Hintergrund läuft leise Musik. Ab und an steht jemand auf und setzt sich auf einen anderen Platz, um die Perspektive zu wechseln. Till, der das wöchentliche Treffen ins Leben gerufen hat, gibt die Posen vor und legt die jeweils zum Zeichnen zur Verfügung stehende Zeit fest. Er bittet auch um Vorschläge von den Teilnehmer*innen: „Wenn man die gleiche Position mehrmals zeichnet, wird man besser und erkennt, wo Probleme liegen. Aber auf die Dauer ist das natürlich auch langweilig.“
Die Idee für das Angebot hat Till aus Jena mitgebracht, wo er zuvor studiert hatte. Er habe damals ein Plakat gesehen und sei einfach mal hingegangen. In Berlin konnte er kein vergleichbares Angebot finden, Aktzeichnen war nur in kostenpflichtigen Kursen möglich. Er wendete sich deshalb mit seinem Vorschlag an das Studierendenwerk und erhielt eine Zusage für Räumlichkeiten und die Übernahme der Kosten für die Modelle. Vor ungefähr einem Jahr konnte dann die erste Sitzung stattfinden. Anfangs waren sie nur zu fünft, inzwischen kommen manchmal mehr als 20 Teilnehmer*innen. Sie kämen eher selten aus Studiengängen, die mit Kunst zu tun hätten.
Nebenjob gegen die Langeweile
Modell steht, liegt und sitzt in dieser Woche Moritz. Der 29-jährige Student ist seit drei Jahren nebenbei als Aktmodell tätig. Er hatte sich in seinem damaligen Beruf als Erzieher gelangweilt und deshalb nach einem spannenden Nebenjob gesucht. Bei seinem ersten Job in einem Kunstkurs musste er auch selbst zeichnen. Das habe zwar Spaß gemacht, in Zukunft wolle er aber trotzdem lieber beim Modellstehen bleiben.
Linda ist zum zweiten Mal dabei. Die Medizinstudentin zeichnet als Hobby, um dem stressigen Uni-Alltag zu entfliehen. Eine Freundin hat ihr vom Angebot des Studierendenwerks erzählt. Sie ist von der Idee und der Umsetzung begeistert: „Voll der gute Ausgleich“. Ihr gefällt an den Treffen besonders, dass es keine Anleitung oder Vorgaben durch eine Aufsichtsperson gibt. „Man kann einfach machen, was man will.“
Das Aktzeichnen des Studierendenwerks findet jeden Montag von 16 bis 18 Uhr im FREIRAUM in der Hardenbergstr. 33 statt. Für Oktober ist eine Ausstellung geplant.