Semesterferien nahen, Studis suchen nach Ferienjobs und immer mehr Firmen stellen ihre Angestellten vermeintlich lustig vor. Bananenbrot soll Karrierist*innen sympathisch machen. Greta Linde findet das peinlich.

„Er macht das beste Bananenbrot. Oh, und er würde wirklich sehr gerne mal zu Karls Erdbeerhof.“ Mit diesen Worten wird kein WG-Mitbewohner oder Freundesfreund vorgestellt, sondern ein sogenannter Team-Assistent, der auf einer Unternehmensseite zu finden ist. Nicht auf der Website einer Bäckerei, sondern der eines Musiklabels. Der Team-Assistent eines Labels backt also gutes Bananenbrot. Sein Kollege, der Produktmanager, kann übrigens Origami-Kraniche falten. Ebenso isst der Stylist eines Mode-Startups am liebsten Haribo Vampire und trinkt seinen Kaffee schwarz, das Lieblingsbuch einer Berliner Yogalehrerin ist Goethes Faust und die Redakteurin eines Städteratgebers mag Tierbabies und Weißweinschorle.
Dieses Phänomen kann man schon länger auf Internetseiten vermeintlich cooler Firmen beobachten. Ihre jungen, hippen Mitarbeiter*innen werden gewollt lustig vorgestellt – doch Humor ist mehr als Vögel aus Seidenpapier falten und Kaffee trinken. An diesen Vorstellungen ist absolut nichts lustig. Im Gegenteil, sie sind peinlich. Denn sie sagen nichts über die Qualifikation der Bediensteten aus. Weil sie unpassend sind. Goethes Faust als Lieblingslektüre wäre bei der Besitzerin eines Buchladens spannend. Der Zusammenhang mit Yoga erschließt sich weniger. Er tut auch nichts zur Sache, denn Faust wird kaum die Qualität der Sportstunde heben.
Außerdem fehlen Max nur noch 98 Origami-Kraniche, um ewiges Glück zu erlangen.
Mitarbeiterbeschreibung bei einem Musiklabel
Was die Firmen damit bezwecken wollen, ist, menschlich zu wirken. Die schwarz-weiß auf Hochglanz polierten Yuppies sind so erfolgreich und cool, dass es fast schon unverschämt den Kund*innen gegenüber ist. Sie haben an renommierten Unis studiert, Fortbildungen in New York besucht und arbeiten mit Superstars zusammen. Unsympathisch. Also fügt man noch ein paar absolut unnötige Informationen hinzu, um die erfolgsverwöhnten Millennials zurück auf Augenhöhe der Kundschaft zu holen. Mit schwarzem Kaffee oder Tierbabies werden sich die meisten identifizieren können, sie tun niemandem was. Gleichzeitig sollen die Mitarbeiter*innen nicht zu normal wirken. Sie sollen sagen: Ich kann mich nicht nur dehnen, ich lese auch Weltliteratur. Denn ich bin nicht nur sportlich, sondern habe auch was im Kopf. Oder: Ich bin zwar ein krasser Musiktyp, aber am liebsten mag ich japanische Faltkunst. Irgendwas zwischen Hobby und Karriere. Das Team soll bloß nicht zu langweilig sein, aber eben auch nicht zu erfolgreich.
Aber was ist so schlimm daran, erfolgreich zu sein? Bei all diesen Labels und Startups arbeiten gut ausgebildete Menschen, die zum Teil große Sicherheiten für ihren Beruf aufgegeben haben. Das ist bewundernswert. Ich möchte von Leuten unterrichtet und beraten werden, die Dinge besser können als ich. Sonst würde ich den Job selbst übernehmen. Und wenn die Firmen mir schon suggerieren möchten, dass ihre Angestellten keine übermenschlichen Büroheld*innen sind, dann sollten sie wenigstens relevante Infos hinzufügen. Den Lieblingssong des Team-Assistenten zum Beispiel. Ich empfehle „Theo (Der Bananenbrot-Song)“ von Rolf Zuckowski.