Einen künstlichen Geysir beobachten, ein Spiel mit den Gedanken steuern und Bandwürmer kennenlernen: den Besucher*innen der 17. Langen Nacht der Wissenschaften wurde einiges geboten. Corinna Cerruti war dabei.
Fotos: Corinna Cerruti
Sieben Stunden Wissenschaft...
... an unzähligen Standorten in ganz Berlin: Die lange Nacht der Wissenschaften trieb die wissbegierigen Massen am vergangenen Samstag wieder quer durch die Stadt. Auch das beschauliche Dahlem war von 17 bis 24 Uhr mit Experimenten, Workshops und Vorträgen erfüllt.
Mit Musik empfangen
Vor der Holzlaube ließen sich die Besucher*innen der FU musikalisch willkommen heißen. Die Uni Big Band Berlin spielte regelmäßig eine halbe Stunde lang und sorgte so für eine entspannte Atmosphäre. Seit der Gründung im Jahr 1999 spielen Studierende der FU und TU regelmäßig zusammen.
Den Wissensdurst stillen
Alle Fachbereiche der FU waren im Programm vertreten. In der Holzlaube durften Kinder archäologische Objekte töpfern und Lesezeichen mit Aufdrucken in verschiedenen Sprachen basteln. In der Rost- und Silberlaube konnten Besucher*innen an Schnupperkursen für Norwegisch oder Syrisches Arabisch teilnehmen und eigenes Kräutersalz herstellen.
Viele Veranstaltungen widmeten sich dem Tierschutz. Es wurde über die bedrohte Honigbiene informiert und über 3D-Computermodelle von Tieren aufgeklärt. Im virtuellen Labor erfuhren die Besucher*innen, wie physiologische Versuche an Muskeln und Nerven ohne Tierversuche möglich sind.
Minerale und Gesteine bestimmen lassen
Wer sich schon immer fragte, was für Steine oder Muscheln er*sie beim letzten Waldspaziergang oder Strandbesuch gesammelt hat, fand die Antwort in der Silberlaube. Fachwissenschaftler*innen der Mineralogie untersuchten die Mitbringsel und gaben Hintergrundinformationen dazu.
Im Dunkeln Licht finden
Was tun, wenn der Strom ausfällt – und das nicht nur für ein paar Minuten? Bei diesem Experiment konnten Teilnehmer*innen herausfinden, wie schnell sie im Notfall reagieren. Eingeschlossen in einen dunklen Raum sollte möglichst schnell Lichtquelle und Radio gefunden werden. Wer dann noch den richtigen Sender einstellen konnte, sei gut vorbereitet für den nächsten Stromausfall, so die Experimentleiterin von der Katastrophenforschungsstelle.
Gefrorene Rose gefällig?
Am Fachbereich Physik wurde alles eingefroren, was über die Theke ging. Die Besucher*innen konnten zusehen, wie Gemüse, Obst und Rosen in einem Gefäß voller flüssigem Stickstoff versanken. Während die Rosen schnell zerfielen, waren die Lebensmittel nach dem Auftauen zwar noch essbar, aber eher für den Mixer geeignet. Der Effekt von extremer Kälte ließ sich bei Luftballons besonders stark beobachten: Zogen sie sich im Stickstoff gerade noch zusammen, richteten sie sich an der Luft wieder zu voller Größe auf.
Den Geysir selbst auslösen
Im Innenhof des Fachbereichs Physik wurde mit Wasser experimentiert. Physiker*innen erklärten, wie ein Geysir in der Natur zustande kommt und wie er künstlich nachzubauen ist. Alle paar Minuten schoss eine spektakuläre Fontäne aus dem Kolben.
Trubel an der Charité
Auch die Charité gab sich mit einem Großangebot an Veranstaltungen die Ehre. Infostände über Pollenallergie, Tierversuche oder Bandwürmer reihten sich aneinander und faszinierten die Besucher*innen. Führungen gewährten Einblick in die kardiologische Station oder das neurophysiologische Labor und Mitmachexperimente zur eigenen Fitness inklusive Ganganalyse ließen den Kreislauf in die Höhe schnellen.
Mit den Gedanken steuern
Die Katze springt auf und ab – nur, weil du daran denkst. „Brainmodes“, ein Technologietransferprojekt der Charité, macht es möglich, die eigene Gehirnaktivität zu visualisieren. Mit einem Neuroheadset auf dem Kopf konnten Teilnehmer*innen auf dem Tablet ein Spiel nur mit ihren Gedanken steuern. Nach dem Kalibrieren sollten sie eine Katze bewegen, die vor einem Ungeheuer flüchtet. Damit die Katze springen konnte, musste sich der*die Besucher*in entspannen und am besten an nichts denken. Sollte sich die Katze durch den Boden wühlen, war Anstrengung nötig. Wer dem nicht nachkam, ließ das Tier irgendwo in der Mitte stagnieren, während das Ungeheuer immer näher kam. Was für viele noch nach Science Fiction klingt, ließ sich hier mit eigenen Augen beobachten.
Science Slam der Medizin
Die eigene Studie in acht Minuten erklären: Dieser Mammutaufgabe stellten sich Forschende aus der Infektiologie und Immunwissenschaften, der Regenerativen Medizin und der Neurowissenschaften. Die Kandidat*innen präsentierten in kurzer Zeit auf unterhaltsame und verständliche Weise ihre Erkenntnisse. Den ersten Preis erhielt Krithika Hariharan mit ihrem Slam über die Stammzellenforschung. Mit viel Humor und Verstand zeigte sie, wie es dank ihrer Forschung künftig möglich sein wird, aus Stammzellen echte Organe im 3D-Drucker nachzubauen.
Eine wirklich lange Nacht
Auf dem Campus Mitte der Charité wurden die Nachtschwärmer auch noch zu später Stunde verköstigt. Das war auch notwendig: Nach stundenlangem Stände ablaufen, Vorträgen lauschen und Standorte pendeln, qualmten die Füße und der Magen knurrte. Die Lange Nacht der Wissenschaften ermöglicht den Besuch von 2020 Veranstaltungen für die eher „ein Langes Wochenende der Wissenschaften“ angebracht wäre. Dem*der Besucher*in blieb da nur die Qual der Wahl. Einmal entschieden, kam man aber aus dem Staunen nicht mehr raus. Gerade Studierende sollten die sieben Euro für eine Karte investieren, und die Chance wahrnehmen, Einblicke in die unterschiedlichen Fachbereiche zu bekommen, für die sonst nur wenig Zeit und Raum bleibt.